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Arbeitstreffen der Psychologischen Beratungsstellen

Die Psychologische Beratungsstelle für Erziehungs-, Familien- und Lebensfragen der Stiftung Tragwerk war im November Gastgeber für die diesjährige Regionaltagung der LAG (Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungsberatung Baden-Württemberg e.V.) Region Mittlerer Neckar / Neckar-Alb. Die Region erstreckt sich von Leonberg im Norden bis nach Albstadt im Süden, von Calw im Westen bis Aalen im Osten.

Im Alten Gemeindehaus in der Alleenstraße in Kirchheim trafen sich an die sechzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus mehr als zwanzig Beratungsstellen in unterschiedlicher Trägerschaft für einen ganzen Tag zum kollegialen Fachaustausch. Das Spektrum ihrer psychologischen Beratung reicht von Erziehungs-, Familien- und Paarberatung über Trennungs- und Scheidungsberatung bis hin zur Unterstützung und Begleitung von Kindern mit Entwicklungs- und Verhaltensproblemen.

Am Vormittag wurden in Arbeitsgruppen Themen u.a. in den Bereichen Kinderschutz, Datenschutz, Offene Sprechstunden sowie die Beratung mit geflüchteten Menschen, bearbeitet.

Beim Thema Kinderschutz beschäftigten sich die Teilnehmerinnen mit vielen unterschiedlichen Fragen. Wie kommen wir zu einer abgesicherten Einschätzung, ob das Kindeswohl gefährdet ist oder nicht? Welche Ausbildungen und Fortbildungen geben den Mitarbeiterinnen mehr Sicherheit in ihrem Vorgehen? Was gibt es zu beachten und zu bedenken in der Beratung von geflüchteten Familien, welche Signale in Bezug auf den Kinderschutz sind hier bedeutsam und wie sind sie kultursensibel anzusprechen?
In der angeregten Diskussion wurde deutlich, dass eine gut organisierte Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Einrichtungen notwendig ist, um gewichtige Anhaltspunkte im Sinne des Schutzauftrags für Kinder gemeinsam angemessen bewerten zu können. Dafür gebe es bereits abgestimmte Verfahrensabläufe und Zuständigkeitsklärungen, die immer wieder geprüft und im Einzelfall abgesprochen werden müssten.
Beratungsstellen bieten auch Informationsveranstaltungen z.B. in Kindergärten an, um Erzieherinnen zu informieren und für eventuelle Gefährdungssituationen von Kindern zu sensibilisieren. Fachkräfte der Jugendhilfe müssten aber nicht eindeutig sicher sein bei der eigenen Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung, sondern sie sollten darauf hinweisende Signale erkennen und sie mit anderen Fachkräften besprechen.
In einem Beratungsgespräch mit einer sogenannten insoweit erfahrenen Fachkraft in der Beratungsstelle können sie wertfrei und ohne Vorannahmen die Situationen und Handlungen, die sie beobachtet und die Anzeichen, die sie wahrgenommen haben, beschreiben. Gemeinsam können dann mögliche Risiken eingeschätzt und eventuell weitere Schritte, z.B. Hilfeangebote für eine Familie überlegt werden. Zu beachten sei allerdings auch der Vertrauensschutz, darum fänden diese Beratungen ausschließlich in anonymisierter Form statt.
Als Fazit dieser Arbeitsgruppe wurde festgehalten, dass regelmäßige Veranstaltungen zu diesem Thema für alle Professionen als sinnvoll und notwendig angesehen und gewünscht werden sowie ausreichend Zeitkapazitäten für Fachkräfte. Verfahrensabläufe sollten aktuell gehalten werden. Auch die Stelle eines Kinderschutzbeauftragten wie in manch anderen Landkreisen wurde angeregt.

Am Nachmittag rundete der Vortrag „Humor in der Beratung und Behandlung“, gehalten von Frau Prof. Dr. med. Barbara Wild, das Treffen ab. In ihren Ausführungen machte Frau Wild deutlich, dass eine humorvolle Grundeinstellung der BeraterInnen einerseits eine wichtige Ressource in der Beratung sein kann, es aber andererseits auch Kontraindikationen geben kann. Erst wenn sich ein ratsuchender Mensch ernst genommen fühlt und eine vertrauensvolle Basis zwischen ihm und der Beraterin / dem Berater besteht, ist eine oft hilfreiche Distanzierung von den bestehenden Problemen durch eine humorvolle Sicht der Dinge möglich.

Am Ende des Tages kehrten die Kolleginnen und Kollegen mit vielen für ihre tägliche Praxis nutzbringenden Informationen und Ideen an ihre Arbeitsorte zurück.
Die Psychologische Beratungsstelle der Stiftung Tragwerk ist zu erreichen unter der Telefonnummer: 07021 / 485590. Montags von 16.00 – 17.00 Uhr wird eine Offene Sprechstunde für Jugendliche angeboten. Eine Terminvereinbarung ist hierfür nicht erforderlich.

Den Presseartikel zur Tagung finden Sie hier.

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